Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft: Minimierung von Klimaschäden
Fendt bekennt sich zur Elektrifizierung und Digitalisierung der Landwirtschaft. Die Reduzierung von CO2 Emissionen ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben.
1100
post-template-default,single,single-post,postid-1100,single-format-standard,,qode-page-loading-effect-enabled,qode-title-hidden,qode_grid_1300,footer_responsive_adv,qode-child-theme-ver-1.0.0,qode-theme-ver-13.0,qode-theme-bridge,wpb-js-composer js-comp-ver-5.4.4,vc_responsive
Masterplan-Klimarisiko-Landwirtschaft

Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft

Text & Foto: Thomas Loibnegger

Der Klimawandel hat in den letzten Jahren ein existenzbedrohendes Ausmaß in der steirischen Landwirtschaft angenommen. Spätfrost, Hagel, Starkregen, Dürre und Windwurf verursachen Millionenschäden. Ein Masterplan soll der Landwirtschaft mehr Sicherheit bringen.

Der Mensch verändert erstmals in der Geschichte die klimatischen Bedingungen unseres Planeten. Doch bedauerlicherweise nicht zum Guten. Der Klimawandel mit seinen zunehmenden Wetterextremen bedroht zunehmend die Existenz landwirtschaftlicher Betriebe. Allein der Spätfrost im Jahr 2016 hat 80 Prozent der steirischen Obsternte vernichtet. „Es geht um Schäden, die gigantisch geworden sind. Wir haben in der Steiermark in den letzten zwölf Jahren einen volkswirtschaftlichen Schaden in der Land- und Forstwirtschaft  von zwei Milliarden Euro“, so Landesrat Johann Seitinger.

Deshalb wird bis 2019 der Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft erarbeitet sowie ein Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk in Kooperation mit Bayern und Südtirol aufgebaut. Projektträger sind das Land Steiermark, Joanneum Research, die Universität Graz sowie die Landwirtschafskammer Steiermark.

Wissenschaftliche Praxis forcieren
Ziel des Masterplans ist eine rasche und effiziente Abwicklung von Klimakatastrophen sowie die Herausgabe von praktischen Handlungsanweisungen zur Risikominimierung von Klimaschäden für die steirischen Landwirte. „Es braucht nicht noch mehr Wissenschaft, sondern einen Wissenstransfer von der Wissenschaft in die landwirtschaftliche Praxis“, so Franz Prettenthaler, Joanneum Research Life.

Der Fokus der ersten Projektphase liegt auf der Erarbeitung von Maßnahmen zur Vermeidung von Spätfrostschäden. Die Bearbeitung der Themen Dürre und anderer klimabedingter Extremereignisse sollen als Schwerpunkte in den kommenden Jahren folgen. Für einen wirksamen Masterplan bedarf es jedenfalls eines Zusammenspiels von technischen, finanziellen, pflanzenbaulichen und gesetzlichen Maßnahmen.

Maßnahmen zur Risikominimierung 

  • Entwicklung von resistenteren Pflanzen (Genetik, Zuchtlinien)
  • Bodenkühlungsmaßnahmen, um den Austrieb der Pflanzen (Weinbau) zu verzögern
  • Entwicklung neuer Beheizungsmethoden im Obst- und Weinbau
  • Testen von Windmaschinen im Rahmen von stationären Versuchen
  • Erhebung von Wasserbedarf und Wasserverfügbarkeit in der Oststeiermark
  • Wetterstationen zur Verbesserung der Prognosemodelle (Citizen Science System)

Maßnahmen zur Verminderung wirtschaftlicher Schäden

  • Entschädigungsmodelle
  • Steuerbegünstigungen
  • Versicherungsmodelle
  • Katastrophenfond

Ein neuer Ansatz zur Verbesserung der Wetterprognosen ist das „Citizen Science System“. Hierbei betreiben die Landwirte in ihren Obst- und Weingärten eigene Wetterstationen. Die Wetterdaten können in ein zentrales Wetterprognosemodell der Universität Graz eingespeist und ausgewertet werden. Die Erhöhung der Datenbasis verbessert die Wetterprognose und lässt genauere, standortbezogene Wettervorhersagen zu. Ferner können Landwirte mit Hilfe der kleinräumigen Wetterdaten Krankheiten, Infektionsrisiko und Pflanzenschutzmaßnahmen besser abschätzen.

Landmanagement aktiv gestalten
„Die Landwirtschaft gehört zu den gefährdeten Gruppen des Klimawandels, die aber auch Mitgestaltungsmöglichkeiten hat“, so Prof. Gottfried Kirchengast, Wegener Center Graz. Die globale bodennahe Temperatur ist bereits um ein Grad Celsius, im Vergleich zum vorindustriellen Niveau, gestiegen. Die globalen Klimawirkungen sind auch in der Steiermark spürbar und messbar. Der steirische Sommer ist, gegenüber den 70er-Jahren, um drei Grad wärmer geworden. Die  durchschnittliche Temperatur von 18 auf 23 Grad gestiegen.

„In der Südoststeiermark sind nach unseren Klimamodellen langanhaltende Trockenperioden, zunehmende Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad sowie ein Wasserrückgang in der Raab zu erwarten“, so Kirchengast. „Angesichts dieser Prognosen müssen wir uns die Frage stellen: Wie pflege ich meinen Acker?“. Es bedarf eines neuen Landmanagements. Bodenbedeckung und Bodenbearbeitung üben großen Einfluss auf den Humusaufbau sowie das Wasserhaltevermögen und die Bodenfeuchte aus.

„Eine Studie aus der Schweiz hat wissenschaftlich nachgewissen, dass die vegetativen Effekte, infolge eines guten Landmanagements, die regionale, bodennahe Temperatur um zwei bis drei Grad senken können. Eine nationale CO2-Bepreisung von Humus als Kohlenstoffspeicher würde einen neuen Geist in die Diskussion bringen“, so Gottfried Kirchengast.

LK-Beratungsangebot ausgebaut
Die Landwirtschaftskammer Steiermark unterstützt ab sofort die heimischen Obst-, Wein-, Gemüse- und Gartenbaubetriebe bei der Spätfrostbekämpfung.  „Dazu gehören mittel- und langfristige Bekämpfungsstrategien, wie die Bereitstellung von Wasser für die Frostberegnung und Bewässerung ebenso wie die Bewindung oder das Räuchern“, unterstreicht Kammeramtsdirektor Werner Brugner.  Die LK-Expertin  Anna Brugner und  der LK-Experte Josef Klement sind den Landwirten bei der Ideen- und Maßnahmenfindung, Standortbewertung, Projektierung, bei den Behördenwegen und Förderungen behilflich.