Spritsparen in der Landwirtschaft: Workshop zeigt Dieseleinsparung auf
Fendt bekennt sich zur Elektrifizierung und Digitalisierung der Landwirtschaft. Die Reduzierung von CO2 Emissionen ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben.
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So gelingt eine perfekte Bodenbearbeitung bei effizientem Dieseleinsatz

Text: Thomas Loibnegger
Foto: Tanja Solar

Ackerbauprofis setzen bei der Bodenbearbeitung auf ein vitales Bodenleben bei gleichzeitig effizientem Dieseleinsatz. Wie dies in der Praxis gelingt, wurde beim Workshop „Einsparungspotenziale am Acker“ im steirischen Paldau vorgeführt.

Was hat die Vitalität des Bodens mit der Karriere eines Profifußballers zu tun? „Er kann über 35 Jahre intensiv arbeiten, danach ist Schluss“, bringt Ing. Christoph Berndl, Bildungswerkstatt Mold, die Herausforderungen der Zukunft auf den Punkt. Bodenverdichtung und Bodenerosion erhalten in Zeiten dramatischer Klimaveränderungen ein neues Gewicht. Geht es nach Berndl, wird die Landtechnik 4.0 in vielen Bereichen ein wichtiges Tool für ein neues und effizientes Bodenmanagement sein. In der Diskussion um Smart Farming wird jedoch vergessen, dass sich an der Hardware der Landtechnik 1.0 in den letzten Jahrzehnten nicht viel geändert hat. Es gilt zuerst an den Schrauben der Landtechnik 1.0 zu drehen, um den Boden zukunftsfit zu machen und den Dieselverbrauch zu reduzieren. Doch wie genau soll dies in der Praxis gelingen?

Maßnahmen zur Dieselreduktion
„Moderne Motoren arbeiten höchst effizient und sind gleichzeitig echte Energievernichtungsmaschinen“, so Ing. Christoph Wolfesberger, Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Von 20 Litern Diesel im Tank kommen lediglich vier Liter als Zugenergie am Pflug an. Eine eher nüchterne Bilanz der ansonsten anmutenden Traktoren. Eine spritsparende Fahrweise eröffnet, bei einem Treibstoffkostenanteil von 30 bis 40 % an den Gesamtkosten, ein großes Einsparungspotential am Acker.

„Neue Motoren weisen bereits im treibstoffeffizienten Drehzahlbereich um ca. 1.700 U/min eine gute Leistungsentwicklung auf“, gibt Wolfesberger zu bedenken. In einem Test kann der Spritverbrach mit dem ECO-Modus, bei gleicher Arbeitsgeschwindigkeit, von 25 auf 20 Liter pro Hektar reduziert werden – eine Treibstoffersparnis von 20 %. Entscheidend ist jedoch, über die technischen Spezifikationen des Traktors Bescheid zu wissen. „Die neue Motorengeneration hat andere Drehmoment- und Leistungskurven als die Alte“, so Wolfesberger.

Weitere Maßnahmen, um den Spritverbrauch zu senken, sind nach Wolfesberger:

  • Anpassung des Fahrzeuggewichtes an die tatsächlichen Erfordernisse
    Jede zusätzliche Tonne Gewicht kostet ca. Liter Diesel pro Betriebsstunde.
  • Reduktion von Arbeitsgeschwindigkeiten bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitsbreite
    Verdoppelung der Arbeitsbreite statt Verdoppelung der Geschwindigkeit bringt eine Dieseleinsparung von 30 Prozent.
  • Richtige Einstellung der Arbeitstiefe
    Pro Zentimeter mehr Bodenbearbeitungstiefe werden pro Hektar ca. Liter mehr Diesel benötigt.
  • Anbaugeräte leben von der Bewegung des Bodens
    Durchführung unprofessioneller Wartungs- oder Schweißarbeiten können den Zugkraftbedarf um bis zu 10 Prozent erhöhen.
  • Parallelfahrsysteme mit RTK-Signal (Precision Farming)
    Reduktion der Überlappung um ca. 10 Prozent pro Arbeitsgang- D.h. Reduktion des Betriebsmittel- und Dieseleinsatzes.
  • Transportmanagement effizienter gestalten
    Ein LKW braucht für Transportarbeiten gegenüber einem Traktor viel weniger Diesel. Bei einem Test mit gleicher Tonnage verbraucht der Traktor 47 Liter/100 km, der LKW hingegen nur 26 Liter/100 km.
  • Einsatz von Zugkraftverstärkern
    Einsparung von bis zu 15 % sind möglich.
  • Reinigung des Kühlers
    Gewissenhafte Wartung und Service reduzieren den Dieselbedarf um bis zu 5 %. Auch der Einsatz eines Umkehrlüfters kann helfen.

Elektrifizierung von Landmaschinen
Die Elektrifizierung findet im Landtechnikbereich derzeit bei den Nebenaggregaten, wie beispielsweise Lüfter, Kompressoren und Klimaanlage statt. Einen weiteren Schritt der Elektrifizierung stellen elektrische Antriebe an landwirtschaftlichen Arbeitsgeräten dar. Die benötigte elektrische Leistung wird entweder über Zapfellengeneratoren oder über einen fix eingebauten Generator an der Kurbelwelle des Traktors bereitgestellt. Die Elektrifizierung von Steuerungs- und Antriebssystemen bringt zwei wesentliche Vorteile mit sich: Effizienzsteigerung und exakte Parametrierung. „Die Herausforderung besteht jedoch darin, welcher Strom in der Traktorsteckdose verfügbar ist“, so Wolfesberger. Derzeit wird an der Normierung der Stecker-Verbindungen gearbeitet.

Es gibt bereits zahlreiche Geräte, die mit elektrischen Antrieben arbeiten:

  • Kreiselschwader
  • Einzelkornsämaschinen
  • Press-Wickelkombination
  • Düngerstreuer
  • Kartoffelerntemaschine
  • Abschiebewagen.

Der rein elektrisch betriebene Traktor befindet sich noch im Entwicklungs- und Prototypenstadium. Fendt hat vor kurzem einen Elektrotraktor für den Wein- und Obstbau präsentiert.

Der Reifen macht den Unterschied
„Der Boden kann nach unsachgemäßer Bodenbearbeitung mit starken Verdichtungen nicht repariert werden. Nur die Bodenlebewesen sind im Stande den Boden zu regenerieren – und das braucht Zeit.“, so Ing. Robert Diem, Bildungswerkstatt Mold. Starke Verdichtungen durch falsche Bereifung verhindern die Durchlüftung des Bodens und behindern das Wurzelwachstum der Pflanze. Das Bodenleben wird beeinträchtigt, die Erosion gefördert, die Krümelstruktur zerstört und die Wasserspeicherkapazität verringert.

„Wer mit seinem Reifen vier statt sechs Zentimeter im Boden einsinkt, muss auch seine Bodenbearbeitung tiefer gestalten – d.h. mehr Spritverbrauch“, so Diem. Ein Zentimeter mehr Einsinktiefe entspricht aber auch einer Bergfahrt von 1 %. D.h. bei zehn Zentimeter tiefen Fahrspuren im weichen Boden entspricht der Zugkraftbedarf einer 10%igen Steigung und der Dieselbedarf für die Fortbewegung verdoppelt sich. Die im Reifen befindliche Menge an Luft ist für dessen Traglast verantwortlich. Daher haben großvolumige Reifen hohe Traglast und erzeugen aber gleichzeitig wenig Bodendruck. Die Traglast kann auch über hohen Fülldurck gesteigert werden, das ist aber beim Befahren befestigter Flächen zu empfehlen!

Der Schlupf ist bei hohem Reifendruck, aufgrund der geringen Bodenauflagefläche, deutlich höher. Erst bei einem gewissen Schlupf erreicht ein Traktor seine optimale Zugleistung, z.B. bei der Bodenbearbeitung. „Steigt der Schlupf jedoch über 10 bis 15 % an, dann wird mehr Diessel für die bearbeitete Fläche benötigt.“, zeigt Diem die Tragweite der Reifenthematik auf. Moderen Traktoren werden daher zunehmend mit Schlupganzeige ausgestattet. Den passenden Reifenfülldruck findet man in den Reifenratgebern der jeweiligen Hersteller – diese Informationen stehen aber auch als APP zur Verfügung.

Der Praxisversuch zeigt deutlich: Durch einen angepassten Reifendruck und richtige Ballastierung kann die Zugkraft des Traktors um bis zu 30 % gesteigert werden. Damit erhöht sich die Flächenleistung und der Dieselverbrauch für die bearbeitete Fläche sinkt drastisch. Zur Anpassung des Reifenfülldrucks stehen verschiedene Systeme zur Verfügung:

  • Reifenfüllset für gelegentliches Anpassen, ca. 280 € inkl. MwSt.
  • Einleiter-Anlage ohne separaten Kompressor, ca. 6.000 € inkl. MwSt.
  • Zweileiter-Anlage mit Leitungen außenliegend oder innenliegend, ca. 10.000 € inkl. MwSt.

Reifendruckregelanlagen werden ab einem Investitionsvolumen von € 5.000 zu 40 % der Nettokosten im Bereich der LE-Investitionsförderung subventioniert.

Seinen Boden kennen und lieben
Als Bodenerosion versteht man den Abtrag an Feinerdebestandteilen durch Wind und Wasser. „Die Herausforderungen der Zukunft sind es, die Bodenerosion zu minimieren und über den Zustand seines bestens Bodens Bescheid zu wissen“, so Ing. Christoph Berndl, Bildungswerkstatt Mold. Hitzetage und Starkregen nehmen in Österreich drastisch zu und verstärken damit nicht nur den Erosions-Effekt, sondern auch die Verdunstung des Bodenwassers.

Auf der Bodenoberfläche sind mindestens 20 bis 30 % organisches Material notwendig, um den Bodenabtrag zu verringern. Zur Erosionsvermeidung reicht es nicht aus, auf den Pflugeinsatz zu verzichten. „Auch öfters Grubbern macht einen reinen Tisch“, bringt Berndl die Tatsachen auf den Punkt. Der Einsatz von Bodenkarten und Messinstrumenten ist hier sehr hilfreich:

  • Digitale Bodenkarten helfen den eigenen Boden besser kennenzulernen und die Bearbeitung darauf abzustimmen (www.bodenkarte.at).
  • Eine wichtige Entscheidungshilfe für die Bodenbearbeitung ist auch die Website www.klima-bob.de.
  • Mit einem Penetrometer können Bodenverdichtungen einfach gemessen werden.
  • Entscheidungshilfe für den richtigen Reifenluftdruck: www.terranimo.world.

Weitere Grundvoraussetzungen für effizientes und bodenschonendes Arbeiten nach Berndl sind:

  • Unterlenker waagrecht und Oberlenker leicht fallend zur Vorderachse ausrichten,
  • Verdoppelung der Arbeitsgeschwindigkeit verdreifacht den Zugkraftbedarf und den Verschleiß,
  • Stroh nicht zu tief einarbeiten, damit es gut zu Humus umgesetzt werden kann,
  • fahren schräg zur Drillrichtung führt zu einer besseren Einebnung und ermöglicht einen flacheren Stoppelsturz,
  • Grubber-Schare mit Hartmetallspitzen garantiert eine scharfe Schneide und reduziert die Gefahr der Schmierschicht.

Fazit: Wer seinen Boden liebt, der betrachtet ihn aus Sicht eines lebenden Organismus und nicht als reinen Produktionsfaktor.

Hinweis: Der Workshop „Energieeffizienzpotentiale am Acker“ wurde von der Landwirtschaftskammer Steiermark in Kooperation mit dem LFI-Steiermark sowie der Lokalen Energieagentur durchgeführt. Die Veranstaltung wurde von Bund, Land Steiermark und Europäischer Union finanziell untersützt.

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